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Revolution im Hühnerstall!

Vier Bionik-Schülerinnen entwickeln einen automatischen, mobilen Aufzuchtstall.

Im Zuge ihres Maturaprojektes entwickeln vier Bionik-Schülerinnen einen automatischen, mobilen Aufzuchtstall für Masthühner. Der Stall bietet umfassende Vorteile für Mensch, Tier und Natur. Im Interview erzählen die Projektpartnerinnen von ihrer Tätigkeit und auch von ihrer Erfahrung als Mädchen in der Technik.

Birgit Brunthaler, Hannelore Muckenhammer, Johanna Stepany und Magdalena Zauner (alle 5CHELS -Abteilung Elektronik und Technische Informatik mit Schwerpunkt Bionik an der HTL Braunau) haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben von Hühnern und deren Besitzer/innen zu erleichtern.

HTL uptodate: Wie kam es dazu, dass ihr jetzt ein ganzes Schuljahr lang einen Stall für Hühner modernisiert?

Hannelore Muckenhammer: Uns ist aufgefallen, dass die Aufzucht von Hühnern sehr zeitaufwendig und mit viel Arbeit verbunden ist. Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, um diese Arbeit zu vereinfachen. Glücklicherweise konnten wir die Firma Mitterbauer Stahlbau GmbH als Projektpartner finden, die uns kostenfrei einen ihrer mobilen Ställe zur Verfügung gestellt hat. Da die Firma ihr Sortiment um einen innovativen Kükenstall erweitern möchte, haben wir nun damit begonnen, das Projekt zu planen und durchzuführen.

HTL uptodate: Was sind dabei die wesentlichen Eckpunkte? Was soll der Stall beim Projektabschluss alles können?

Birgit Brunthaler: Wir haben uns vor allem darauf konzentriert, dass der enorme Zeitaufwand für den Landwirt reduziert werden kann und es andererseits den Hühnern an nichts fehlt. Es soll in Zukunft möglich sein, dass der Landwirt oder die Landwirtin nicht jeden Tag nach den Hühnern schauen muss, weil sich zum Beispiel Futtertröge und Wasserbehälter selbst neu befüllen, wenn sie leer geworden sind.

Johanna Stepany: Lediglich die Vorratstanks für Futter und Wasser müssen regelmäßig neu befüllt werden, dann soll alles aber automatisch gehen.

HTL uptodate: Ihr habt auch für weitere Grundbedürfnisse der Hühner Sorge getragen. Was wurde denn noch automatisiert?

Magdalena Zauner: Wir haben nicht nur die Versorgung mit der entsprechenden Nahrung und dem Wasser sichergestellt, sondern auch, dass die Hühner während des Tages den Stall über eine sich je nach Sonnenzeiten automatisch öffnende und schließende Auslaufklappe verlassen können.

HTL uptodate: Woher weiß man nun aber, dass man wieder einmal nach den Hühnern schauen muss, weil beispielsweise das Futter oder Wasser in den Vorratstanks leer ist?

Hannelore Muckenhammer: Auch dafür haben wir gesorgt, denn durch spezielle Sensoren in den Tanks wird man benachrichtigt, wenn sich die Füllstände dem Ende zu neigen und man kann dann für eine Wiederbefüllung sorgen.

HTL uptodate: Die Vorteile für den landwirtschaftlichen Betrieb liegen auf der Hand, was aber sind die Vorteile für die Hühner?

Birgit Brunthaler: Wir haben dafür gesorgt, dass die Wasserleiste in ihrer Höhe variabel ist und quasi mit den Küken in der Höhe mitwächst. Außerdem benötigen Küken anfangs viel Wärme, sodass wir eine Bodenheizung eingebaut haben, die in den ersten drei Wochen für eine angenehme Wärme von 33 °C in Bodennähe sorgt.

Magdalena Zauner: Danach wird die Wärme schrittweise jede Woche automatisch reduziert, bis Raumtemperatur erreicht ist. So können sich die Küken langsam und schonend an normale Tagestemperaturen gewöhnen.

HTL uptodate: Euer Stall bringt aber nicht nur Vorteile für Mensch und Tier, sondern auch für die Natur, wie habt ihr das geschafft?

Johanna Stepany: Da unser Stall mobil ist, kann er auf der Hühnerweide immer wieder an einem anderen Platz stehen. Wir verhindern so eine weitere Versiegelung des Bodens, schaffen es, dass sich der Boden immer wieder regenerieren kann und auch die Hühner haben mehr Abwechslung im Auslaufbereich.

HTL uptodate: Automatische Futter- und Wasserbefüllung und -kontrolle, automatische Hühnerklappe. Gibt es noch weitere Komponenten, die ihr verändert habt?

Birgit Brunthaler: Ja, wir haben uns auch darum gekümmert, dass das Licht im Stall nach den Sonnenzeiten automatisch ein- oder ausgeschalten wird und auch die Lüftung wird in regelmäßigen Abständen in Betrieb genommen.

HTL uptodate: Wie seid ihr beim Projekt selbst vorgegangen?

Hannelore Muckenhammer: Wir haben uns in zwei Gruppen aufgeteilt. Johanna und Magdalena kümmern sich um die Software hinter dem Projekt und haben mit der Steuerung von B&R die Möglichkeit all diese Komponenten im Stall zu automatisieren, während Birgit und ich uns um die Hardware kümmern, also die Verlegung der Bodenheizung, den Schrittmotor für die höhenverstellbare Wasserleiste oder die Füllstandskontrolle.

Johanna Stepany: Wir sind beim Projekt schon sehr weit fortgeschritten, weil wir glücklicherweise auch im Lock-Down weiterhin an unserem Projekt arbeiten konnten. Der Öffentlichkeit zugänglich machen werden wir es am Tag der offenen Tür der HTL Braunau, am Freitag, 29. Jänner 2021 von 11-17 Uhr.

Magdalena Zauner: Da wir ein Einbahnsystem für die Besucher/innen haben werden, „muss“ jede/r an unserem Stall vorbei und kann ihn sich hautnah ansehen!

HTL uptodate: Ein Maturaprojekt, an dem gleich vier Mädchen beteiligt sind, hat es in der Geschichte der HTL Braunau auch noch nicht gegeben. Wie kam es dazu, dass ihr euch für eine technische Schule entschieden habt und wie geht es euch jetzt damit?

Birgit Brunthaler: Ich habe mich für die HTL entschieden, weil ich schon früh technisches Interesse gezeigt habe. Auch die guten Berufsaussichten hatten einen positiven Einfluss auf meine Entscheidung. Ich freue mich, dass ich diesen Weg gegangen bin, da nicht nur mein technisches Wissen sondern auch mein Selbstbewusstsein gestiegen sind. Ich kann nur jedem Mädchen empfehlen, diesen Weg zu wählen, denn man startet mit besten Voraussetzungen in die Berufswelt.

Johanna Stepany: Ich habe schon in der Mittelschule einige Veranstaltungen in der HTL Braunau besucht und habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Das Interesse an Technik und die guten Berufsaussichten haben mich schlussendlich dazu gebracht, mich für diese Schule zu entscheiden. Ich bin sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben und finde, dass mehr Mädchen den Mut haben sollten, sich für eine technische Ausbildung zu entscheiden.

Hannelore Muckenhammer: Mit einer technischen Ausbildung hat man enorm viele Möglichkeiten in der Berufswelt. Vor allem mit dem Zweig Bionik hat man die Möglichkeit, sich in der Technik und den Naturwissenschaften weiterzubilden. Ich finde es gut, dass immer mehr Mädchen den Mut haben, ihr Interesse an Technik in einer entsprechenden Schule zu verwirklichen.

Magdalena Zauner: In der NMS kam ich über die Power-Girls zum ersten Mal in die HTL Braunau. Später besuchte ich sie durch die Lego-League und "Sport trifft Technik" erneut und da war mir klar, dass ich in die HTL gehen möchte. Die Entscheidung war auf jeden Fall die richtige, ich fühle mich hier sehr wohl.

HTL uptodate: Besten Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg in der Umsetzung eures Projektes!